Stärkung des Selbstwertgefühls: Ansätze für Schüler*innen mit geringem Selbstvertrauen

Stärkung des Selbstwertgefühls: Ansätze für Schüler*innen mit geringem Selbstvertrauen

In der schulischen Entwicklung spielen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl eine zentrale Rolle. Sie sind nicht nur Anzeichen für emotionales Wohlbefinden, sondern auch entscheidende Faktoren für den schulischen und sozialen Erfolg.

Selbstvertrauen in der Schule zu fördern bedeutet, Schüler*innen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen. Dies wiederum hat einen direkten Einfluss auf ihre Lernfähigkeit und -bereitschaft. Ein Kind mit einem starken Selbstwertgefühl wird eher bereit sein, Herausforderungen anzunehmen, mit Misserfolgen umzugehen und aus Fehlern zu lernen. In einer Welt, die sich schnell verändert und in der Flexibilität und Resilienz immer wichtiger werden, sind diese Fähigkeiten besonders wichtig.

Lehrer*in in der heutigen Zeit zu sein, bedeutet viel mehr als nur Wissen zu vermitteln, sondern auch eine Umgebung zu schaffen, in der sich jedes Kind angenommen und geschätzt fühlt. Hier sind einige Schlüsselpunkte, die beim Aufbau von Selbstvertrauen in der Schule berücksichtigt werden sollten:

  • Erkennen der Individualität jedes Kindes: Jeder Schüler hat seine eigenen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse. Diese zu erkennen und zu fördern, ist ein wichtiger Schritt, um das Selbstvertrauen zu stärken.
  • Positive Bestärkung: Lob und Anerkennung sind mächtige Werkzeuge, um das Selbstwertgefühl zu fördern. Es geht darum, die Anstrengungen und Fortschritte jedes Einzelnen zu würdigen.
  • Schaffe eine unterstützenden Klassengemeinschaft: Ein Klassenzimmer, in dem sich Schüler*innen gegenseitig unterstützen und wertschätzen, trägt wesentlich zum Aufbau des Selbstvertrauens bei.

Erkennen von geringem Selbstvertrauen

„Testergebnisse und Noten sagen uns nicht, wer ein Kind ist, sie sagen uns, wo ein Kind zu diesem Zeitpunkt ist.“ -Carol Dweck

Das frühzeitige Erkennen von geringem Selbstvertrauen bei Schülern ist ein entscheidender Schritt, um präventiv und unterstützend eingreifen zu können. Oft sind es subtile Signale, die auf ein geringes Selbstvertrauen hindeuten.

Anzeichen und Symptome, die auf geringes Selbstvertrauen bei Schüler*innen hinweisen können:

  • Zögern bei neuen Aufgaben: Kinder mit geringem Selbstvertrauen neigen dazu, vor neuen Herausforderungen zurückzuschrecken. Sie haben oft Angst, Fehler zu machen oder zu versagen.
  • Vermeidung von sozialen Interaktionen: Diese Kinder suchen seltener den Kontakt zu Gleichaltrigen, ziehen sich zurück und wirken isoliert.
  • Selbstkritische Äußerungen: Sie neigen dazu, sich selbst negativ zu bewerten und ihre eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen.
  • Geringe Risikobereitschaft: Kinder mit geringem Selbstvertrauen sind oft weniger bereit, Risiken einzugehen, sei es in schulischen Aktivitäten oder im sozialen Umgang.

Es ist entscheidend, diese Anzeichen nicht nur zu erkennen, sondern auch angemessen darauf zu reagieren. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Schüler*innen sicher fühlen, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Dies beinhaltet:

  • Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung: Eine starke, unterstützende Beziehung zwischen Lehrer*in und Schüler*in schafft die Grundlage für das Wachstum des Selbstvertrauens.
  • Förderung der Selbstreflexion: Rege Übungen und Diskussionen an, die Schüler*innen dazu ermutigen, über ihre Stärken und Schwächen nachzudenken und ihre eigenen Fortschritte zu würdigen.
  • Peer-Feedback einbeziehen: Gleichaltrige können eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Selbstvertrauens spielen. Positive Rückmeldungen von Mitschülern können das Selbstbild eines Kindes erheblich verbessern.

Ursachen von niedrigem Selbstvertrauen

Beim Verhalten von Schüler*innen erleben wir oft, das es einen Auslöser gibt und die SuS „Explodieren“ in jeglicher Form (Weinen, Verzweiflung, Aggression etc.) weil sich im Hintergrund so viel angestaut hat. Oft wird dann der Auslöser als Problem gesehen, doch die zugrundeliegende Ursache wird selten mit bedacht. Das Verständnis der Ursachen von niedrigem Selbstvertrauen bei Schüler*innen ist ein wesentlicher Schritt, um effektiv zu intervenieren.

Ein niedriges Selbstvertrauen kann aus einer Vielzahl von Gründen entstehen:

1. Familienhintergrund und häusliche Umgebung:

  • Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem wenig Unterstützung und positive Verstärkung gegeben wird, entwickeln oft ein geringeres Selbstvertrauen.
  • Konflikte oder instabile Verhältnisse zu Hause können sich ebenfalls negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken.

2. Erfahrungen in der Schule und mit Gleichaltrigen:

  • Negative Erfahrungen wie Mobbing, Ausgrenzung oder wiederholtes Versagen in der Schule können das Selbstvertrauen erheblich beeinträchtigen.
  • Übermäßiger Leistungsdruck, sei es durch Lehrer*innen oder durch Mitschüler*innen, kann ebenfalls zu einem geringen Selbstwertgefühl führen.

3. Persönliche Erfahrungen und individuelle Persönlichkeitsmerkmale:

  • Kinder mit einer natürlichen Tendenz zur Selbstkritik oder Perfektionismus neigen eher dazu, ein geringes Selbstvertrauen zu entwickeln.
  • Traumatische Erlebnisse oder anhaltende Schwierigkeiten in bestimmten Bereichen können ebenfalls das Selbstbild beeinträchtigen.

Praktische Methoden zur Stärkung des Selbstvertrauens

„Das einzige, was einen Menschen wirklich verändern kann, ist, sich verstanden und angenommen zu fühlen, so wie er ist.“ – Carl Rogers

Hier sind einige praktische Methoden, die du anwenden kannst, um das Selbstvertrauen deiner Schüler*innen zu fördern:

1. Positive Verstärkung und Ermutigung:

  • Regelmäßiges Lob und Anerkennung für Anstrengungen, nicht nur für Erfolge, können das Selbstvertrauen erheblich stärken.
  • Es ist wichtig, die individuellen Fortschritte jedes Schülers zu betonen und ihre Bemühungen zu würdigen.
  • Nutze spezifisches Lob, indem du konkrete Handlungen/Anstrengungen hervorhebst. Bsp. „Mir gefällt wie du dich beim schreiben dieses Textes bemüht hast! Deine Schrift ist sehr schön und man kann es sehr gut lesen!“

2. Aufbau von Kompetenzen und Fähigkeiten:

  • Das Entdecken und Fördern individueller Talente und Interessen hilft Kindern, Selbstbewusstsein in ihren Fähigkeiten zu entwickeln.
  • Du kannst versuchen Möglichkeiten zu bieten, bei denen Schüler*innen ihre Stärken zeigen und weiterentwickeln können, sei es in Projekten, Präsentationen oder Gruppenarbeiten.

3. Persönliche Erfahrungen und individuelle Persönlichkeitsmerkmale:

  • Übungen, die zur Selbstreflexion anregen, helfen Schülern, ihre eigenen Erfolge und Fähigkeiten zu erkennen und wertzuschätzen.
  • Methoden wie Tagebuch führen, Reflexionsgespräche oder Selbstbewertungsbögen können hierbei effektiv sein.

4. Schaffung eines sicheren und unterstützenden Lernumfelds:

  • Ein Klima, in dem Fehler als Teil des Lernprozesses angesehen werden, fördert das Experimentieren und die Risikobereitschaft.
  • Dein Ziel sollte sein, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Schüler*innen trauen, Fragen zu stellen und neue Dinge auszuprobieren, ohne Angst vor Kritik oder Spott haben zu müssen.

5. Peer-Feedback einbeziehen:

  • Gleichaltrige spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Selbstvertrauens. Positive Rückmeldungen von Mitschüler*innen können sehr motivierend sein.
  • Du könntest regelmäßig Aktivitäten in euren Tag einbauen, bei denen Schüler*innen sich gegenseitig konstruktives Feedback geben. Das kann zum Beispiel durch die Methode „warme Dusche“ erfolgen. Egal ob mündlich oder schriftlich.

6. Zielsetzung und Fortschrittsüberwachung:

  • Das Setzen realistischer Ziele und das regelmäßige Überprüfen der Fortschritte vermittelt Schülern ein Gefühl der Leistung und des Vorankommens.
  • Visualisierungen des Fortschritts, wie Fortschrittsbalken oder Belohnungssysteme, können zusätzliche Motivation bieten. Hierfür sind bspw. Smileypläne sehr gut geeignet.

Eltern und das außerschulische Umfeld einbeziehen

Das Einbeziehen von Eltern in den Prozess der Stärkung des Selbstwertgefühls, ist unglaublich wichtig. Wir können in der Schule sehr viel machen um die Schüler*innen zu fördern, doch erst wenn wir mit den Eltern zusammenarbeiten, merkt man große Fortschritte.

Hier sind einige praktische Schritte, die du unternehmen kannst:

1. Regelmäßige Kommunikation mit den Eltern:

  • Nutze Elternabende, Newsletter oder digitale Plattformen, um regelmäßig mit Eltern zu kommunizieren. Teile Erfolge und Fortschritte sowie Herausforderungen ihrer Kinder mit ihnen.
  • Organisiere Workshops oder Info-Abende, um Eltern über die Bedeutung des Selbstwertgefühls aufzuklären und ihnen Tipps zu geben, wie sie dieses zu Hause ebenfalls unterstützen können.

2. Ratgeber und Ressourcen für zu Hause anbieten:

  • Stelle Eltern Materialien zur Verfügung, die ihnen helfen, das Selbstvertrauen ihrer Kinder zu Hause zu fördern. Dies könnten Bücher, Online-Ressourcen oder Aktivitätenpläne sein.
  • Erzähle von deinem Alltag mit ihren Kindern und was dir aufgefallen ist. Gib dann konkrete Tipps für Alltagssituationen, wie sie positiv auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und sie bei der Entwicklung ihres Selbstvertrauens unterstützen können.

3. Eltern in schulische Aktivitäten einbeziehen:

  • Lade Eltern ein, sich an Schulprojekten oder Veranstaltungen zu beteiligen. Dies stärkt die Verbindung zwischen Schule und Zuhause und zeigt deinen Schüler*innen, dass ihre Eltern sich für ihre schulische Entwicklung interessieren.
  • Biete den Eltern deiner Schüler*innen Gelegenheiten, ihre Fähigkeiten, Talente und Kultur in die Schule einzubringen, sei es durch Gastvorträge, die Leitung von Workshops oder die Unterstützung bei außerschulischen Aktivitäten. Manchmal reicht es auch einfach nur, wenn sie Bücher vorlesen.

4. Stärkung der Beziehung zwischen Schule und Gemeinschaft:

  • Vernetze dich mit lokalen Organisationen und Vereinen, um deinen Schüler*innen zusätzliche Erfahrungen zu ermöglichen. Solche Partnerschaften können neue Perspektiven und Lernmöglichkeiten eröffnen.
  • Nutze die Ressourcen die in deinem Ort oder deiner Gemeinde/Stadt vorhanden sind, um das Lernumfeld zu bereichern – sei es durch Exkursionen, Veriensbesuche oder gemeinnützige Projekte.
  • Auch der Besuch von Vereinen die potenziell sinnvolle Freizeitgestaltung anbieten kann sehr förderlich sein. Durch Aktivitäten in Vereinen kann das Selbstwertgefühl eines Kindes auch steigen.

Indem du Eltern und das außerschulische Umfeld aktiv einbeziehst, schaffst du ein unterstützendes Netzwerk, das den Schüler*innen hilft, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sich als wertvollen Teil der Gemeinschaft zu fühlen. Erinnere dich: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Durch deine Bemühungen baust du Brücken, die weit über die Klassenzimmer hinausreichen.

Zusammenfassung & abschließende Gedanken

„Das Kind ist nicht ein Krug, der gefüllt, sondern ein Feuer, das entfacht werden will.“ – Maria Montessori

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass jedes Kind einzigartig ist und seinen eigenen Weg geht. Deine Rolle als Lehrer*in ist es, dieses Feuer zu entfachen und deinen Schüler*innen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Die wichtigsten Punkte dieses Blogbeitrags zusammengefasst:

1. Die Bedeutung von Selbstvertrauen:

Selbstvertrauen ist die Grundlage für das Lernen und die persönliche Entwicklung. Ein Schüler mit starkem Selbstvertrauen ist bereit, Herausforderungen anzunehmen und aus Fehlern zu lernen.

2. Die Rolle der Lehrkraft:

Als Lehrer*in bist du nicht nur Wissensvermittler, sondern auch Coach und Mentor. Deine Unterstützung und Ermutigung können einen tiefgreifenden Einfluss auf das Selbstbild deiner Schüler*innen haben.

3. Die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Herangehensweise:

Die Förderung des Selbstvertrauens sollte nicht isoliert betrachtet werden. Es ist wichtig, das gesamte Umfeld des Kindes – Schule, Familie, Umfeld – einzubeziehen.

4. Weiterführende Gedanken:

  • Betrachte die Förderung von Selbstvertrauen als einen kontinuierlichen Prozess. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, und Geduld sowie Verständnis sind entscheidend.
  • Bleibe offen für neue Methoden und Ansätze. Die Welt der Pädagogik ist ständig im Wandel, und es gibt immer etwas Neues zu lernen.

Abschließend möchte ich dir sagen: Vertraue auf deine Fähigkeiten als Lehrer*in. Du hast die Macht, das Leben deiner Schüler positiv zu beeinflussen. Deine Bemühungen, ihr Selbstvertrauen zu stärken, sind ein unschätzbares Geschenk, das sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird. Auch wenn es manchmal so scheint, wie wenn sich nichts tut und nichts voran geht, du auf der Stelle zu treten scheinst, glaub mir und denke immer daran: Deine Arbeit macht einen Unterschied. Die Langzeiteffekte zeigen sich manchmal erst viel später.

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Adnan

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